Title OVIS ARIES
Specification Video performance
Length 5:15 (single version)
Technique HD video 16:9
Year of production 2010
Credits Camera Marc Puschner; assistance Galina Luibl
Context Sculptural Narration | Glyptikes Afigisis 15.05.-31.07.2010. Curator Dr. Erika Wäcker-Babnik, Munich in collaboration with Denys Zacharopoulos, Macedonian Museum of Contemporary Art, Thessaloniki and Alexios Papazacharias.
Location Museum Alex Mylona, Macedonian Museum of Contemporary Art, Greece
Copyright | Photo by Patricija Gilyte (video stills); Klaus Wäcker (exhibition view); Galina Luibl (process documentation)
   
Reviews | extracts Press release: Sculptural Narration; Text by Dr. Erika Wäcker-Babnik. Text by Christoph Blaas
Exhibition history 2010 Glyptikes Afigisis | Sculptural Narration, Museum Alex Mylona; Jungtys 4th biennial of lithuanian textile art, gallery „Arka“, Vilnius, Lithuania; 2nd Biennial Ansião, Videobox, Portugal; Atelier-Diagonale, Meta Theater, Moosach, Germany (video screening); 2011 Members exhibition, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Germany; The Human Factor, Virus‘16 contemporary art festival, Šiauliai art gallery, Šiauliai, Lithuania
   

For this video work I had conceived a sheep like figure. The body (torso) is covered with the balls of wool and also protected by knee pads and gloves. By taking a closer look one can discover, that the sheep flock grazing in the grey undefined space on the video consists of the multiplicated figures resembling a sheep. Sheep have had a strong presence in many cultures, especially in areas where they form the most common type of livestock. There are also many ancient Greek references to sheep (Chrysomallos). Initially, sheep were kept solely for meat, milk and skins. Today, domestic sheep (Ovis aries) is an entirely domesticated animal that is largely dependent on man for its health and survival. Wool was one of the first textiles, until the wool prices began to fall dramatically as the result of the cheap prices for synthetic fabrics.

 

Patricija Gilyte: OVIS ARIES, 2010

Vor einer bleigrauen Fläche ruht eine isolierte Figur, die lediglich ein blumenkohlartiges und atmendes Wesen aus gescheckten Wollknäueln andeutet. Es tauchen weitere dieser „Schafe“ auf und es bilden sich plötzlich Raumperspektiven aus der Fläche heraus. Die Schafe sind zwar in ihr behäbiges Dasein vertieft (fressen, widerkäuen, ruhen), jedoch beginnen sie in der Videoarbeit als Skulpturen formal zu interagieren. Es entwickelt sich ein kompositorisches Gefüge aus passiven Körpern, die scheinbar einem undefinierbaren Verhaltenssystem folgen.

Patricija Gilyte produzierte Ovis Aries, 2010 mit der Greenscreen-Technik und multiplizierte die Aufnahmen einzelner Figuren zu einer Herde. Dabei wurde jede Figur von ihr selbst dargestellt. Das künstlerische Prinzip des Multiplizierens oder Klonens des eigenen Körpers bezeichnet die Künstlerin als performative shapeshifting: Die Montage des eigenen Körpers im Videobild ist ein skulpturaler Arbeitsprozess, wobei durch das bewegte Videobild ein zusätzlicher Moment der Narration entsteht und auf diese Weise zu einer „erzählenden Skulptur“  wird. Diese künstlerische Strategie „das Material für die eigenen Werke ganz aus mir selbst herauszubilden“ ist ein signifikanter Moment in Patricija Gilyte’s Videoarbeit.

In Ovis Aries, 2010 ist nicht nur der Körper des Künstlers Teil der Videoarbeit, sondern auch der Körper des Betrachters ist ein Bezugspunkt. Durch die lebensgroße Projektion entsteht zwischen den Betrachter und den skulpturalen Figuren im Video eine gemeinsame Schnittstelle, auf deren Fläche sich eine Art dialogische Konstellation zwischen schauenden Betrachtern im Ausstellungsraum und der passiven Figuren im Video entwickelt. Überdies ist der passive Moment des Stillstands in der Ovis Aries, 2010 von Bedeutung. Ganz in Opposition zum Sog eines beschleunigten Zeitalters, der sich durch sämtliche öffentliche und private Lebensfelder zieht, erörtert die Videoskulptur einen kontemplativen Blick auf den Zustand von vegetierender Passivität und teilnahmslose Kollektivität.

Text: Christoph Blaas